Bei den Wahlen zur Nationalversammlung durften erstmals im Deutschen Reich auch Frauen ihre Stimme abgeben. Die Ergebnisse in Potsdam verdeutlichen die eher bürgerlich-konservative Prägung der ehemaligen Residenzstadt. Hier errang die konservative Deutschnationale Volkspartei (DNVP) die meisten Stimmen. Gemeinsam mit der national-liberalen Deutschen Volkspartei (DVP) und der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) konnte sie sich fast zwei Drittel aller Wähler sichern, während die Sozialdemokraten (SPD und USPD) nur ein Drittel der Stimmen auf sich vereinen konnten. Auf Reichsebene war die SPD klarer Gewinner der Wahl gewesen, während die DNVP nur zehn Prozent der Stimmen holte. Bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung 1919 erhielt die gemeinsame Liste von DNVP, DVP und katholischer Zentrumspartei sogar fast 2/3 aller Stimmen. Bis Ende der 1920er Jahre dominierte die rechtskonservative DNVP das Stadtparlament und stellte den Oberbürgermeister. Die politische Machtverteilung zeigt, dass viele Bürger Potsdams der Republik skeptisch gegenüberstanden.
Anstehen für die Stimmabgabe bei der Wahl zur Nationalversammlung in Berlin (19.01.1919)
Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo
19.01.1919