Im Radio übertragenes Glockenspiel der Potsdamer Garnisonskirche

Seit 1797 intonierte die in 65 Metern Höhe gelegene „Singeuhr“, wie die Potsdamer das Glockenspiel der Garnisonkirche später nannten, zu jeder vollen Stunde einen geistlichen Choral („Lobe den Herren“) und zu jeder halben Stunde ein weltliches Lied („Üb‘ immer Treu und Redlichkeit“). Als Mitte der 1920er Jahre der Ausbau des Rundfunks zum Massenmedium voranschritt, durfte auch das Glockenspiel als damals eines der Bekanntesten in Europa nicht fehlen. Die erste Rundfunkübertragung am Ostersonntag 1928 (8. April) mit dem Stundenlied „Lobe den Herren“ scheiterte. Erst der zweite Versuch einer Live-Ausstrahlung zehn Tage später gelang. Etwa 200 Choräle und Lieder setzte Prof. Otto Becker, der von 1915 bis 1934 auch als Organist der Potsdamer Synagoge wirkte, mehrstimmig für das Glockenspiel. Viele seiner Konzerte übertrug der Rundfunk selbst in ferne Länder. Die Rundfunkausstrahlung des einzigartigen holländischen Glockenspiels unterstrich die überregionale Bekanntheit und Bedeutung des Bauwerks weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Deutsches Rundfunkarchiv | Nr. 2812430 und 1890833

1930/33